PRODUKTIONS-TAGEBUCH MIT RÜCKBLENDEN
von Iby-Jolande Varga, PRODUKTIONS-TAGEBÜCHER HOME Angelegt am 26. Jänner 2017

Gab es in den historischen Wunderkammern Naturalia, Artificalia, Antiquitates, Exotica, Mirabilia und Scientifica, so gibt es in der Musikaischen Wunderkammer auch noch Musicalia. In diesem Online-Produktionstagebuch wird die Arbeit an einem Animationsfilm zu KARNEVAL DER TIERE nach Camille Saint-Saëns dokumentiert. Frühere Projekte, die in die Musikalische Wunderkammer passen, wären ZAUBERSPRÜCHE und KLANGGÄRTEN. Gemeinsam ist diesen Projekten, daß sie auf jeweils einem Musikstück basieren und zum Projekt Partiturfilm gehören.

INHALTSVERZEICHNIS   LÖWE   HÜHNER & HÄHNE   SCHNELLE TIERE   SCHILDKRÖTEN   ELEFANT   KÄNGURUS   AQUARIUM   ESEL   KUCKUCK   VOLIÈRE   PIANISTEN   FOSSILEN   SCHWAN   INTRODUKTION & FINALE

RÜCKBLENDE – Sommer 2003

Aufgaben und Rätsel entstehen für das gesamte Musikstück Karneval der Tiere von Camille Saint-Saëns in enger Team-Zusammenarbeit. Insgesamt eine Kollektion von etwa 60. Diese Aufgaben und Rätsel werden die Grundlage für die Entwicklung der Objekte sein.

Die Grundidee für die Gestaltung des Projekts ist, daß jedes Tier einen eigenen Festwagen hat, der nach Art der Spielzeugautomaten gestaltet ist, die noch in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts produziert wurden und groß in Mode waren, bevor sie von der billigeren Blechspielzeug-Industrie verdrängt wurden. Diese Anspielung auf die Zeit, in der das Musikstück entstanden ist, sollte eine Art visuelle Werktreue darstellen. Die Automaten waren sehr kostbar gestaltet, mit Samt, Leder, Stickereien, kostbaren Stoffen, Perlen und Pailletten. Bei der Gestaltung der Objekte für dieses Projekt sind aber auch moderne Materialien auf spielerische Art und Weise eingeflossen.

Die Spiel-Ideen sind visuell in die Objekte integriert. Deshalb gab es einen engen Austausch zwischen Aufgabenentwicklung und Umsetzung der Objekte.
RÜCKBLENDE LÖWE Storyboard ab 20. August 2003

Als erstes sollen für drei charakteristische Tiere – Löwe, Hühner & Hähne und Elefant – Storyboards entstehen, einerseits als Basis für die Gestaltung und die Kommunikation und andererseits für die Präsentation.
Unten: Löwe Storyboard mit Zeichnungen zu den integrierten Aufgaben.
RÜCKBLENDE LÖWE Objekt ab 31. August 2003

Konstruktion und Gestaltung des Löwenthron-Wagens. Die Materialien sind Schaumkarton, Wellpappe, Holzstäbe, Glassteine, Holzschliff-Masse (Räder), Samt, Aluminiumfolie, Gesso und Acrylfarben.

Unten
: Erste Fotos in einer Kulisse aus changierendem Organza. Auf den Seiten des Thronwagens sind verschiedene Aufgeben eingelassen, die sich auf die Melodie, den Rhythmus und die Instrumentierung beziehen.

RÜCKBLENDE LÖWE & LÖWIN Figuren ab 21. Mai 2004

Als erstes Tier entsteht der Löwe. Von der Puppenspielerin und Gründerin der Märchenbühne „Der Apfelbaum”, Christa Horvat, lernte ich dafür die Technik des Nadelfilzens. Die Filzschichten kommen aber auf eine bewegliche Armatur, die allerdings nicht ausgereift genug ist, um damit Animationen machen zu können. Sie dient vielmehr der Positionierung und der Möglichkeit, die Gestalt jederzeit etwas anzupassen.

Links unten: Vom unbestickten Löwen bin ich nicht überzeugt. Besonders am Foto kommt er nicht zur Geltung.
Rechts unten: Einige Tage später ist er in seiner heutigen Form „inkrustiert”, die wunderbaren mundgeblasenen Tieraugen, die alle Figuren erhalten haben, bekommt er aber erst 2 Jahre später. Weitere Techniken: Häkelei (Mähne), Perlenarbeit (Krone).
ab 1. Jänner 2006

Zoobesuch mit Videokamera, Tiergarten Schönbrunn, hauptsächlich um den Gang von Löwen zu studieren. Damals gab es zwar schon viele Fotos online, die man studieren konnte, jedoch noch nicht diese Fülle an Videos. Leider zeigten die Löwen sich kaum oder bewegten sich nicht viel. Ist dennoch erhellend.

Bau und Gestaltung der Löwin.

ab 3. April 2006

Löwin mit Pailletenkleid und Perlstickerei versehen.

Rechts: Für die Animation der Löwin wuden die Bewegungsstudien mit Rotoskopie gemacht, d.h. Details der Videos vom Zoobesuch einzelbildweise nachgezeichnt.
Rechts: Eine ganz skizzenhafte Rotoskopie eines Videos half, die Gehbewegung eines Löwen zu verstehen. Man sieht an den ausgedruckten Videostills, daß ich ihn nur hinter dicken Gitterstäben filmen konnte.

Unten: Umfangreiche Sammlung ausgedruckter Fotos aus Büchern und dem Internet, die bei der Gestaltung der Tiere geholfen hat.

RÜCKBLENDE Bilderbuch INTRO 28. Februar - 4. März LÖWE 5.-7. März 2007

Nachdem alle Tiere für den gesamten Karneval fertig waren, gab es das Bedürfnis, ein in sich geschlossenes Produkt damit zu entwickeln, das in absehbarer Zeit realisierbar wäre. So kam mir die Idee, zu jedem der Tiere auf ihren Festwägen Szenerien für ein Bilderbuch zu gestalten, selbst wenn es nicht als Buch publiziert würde, sondern als internes Dokument, als Anhaltspunkt für die geplanten Szenen fungieren.
Links: Löwenszene aus dem Bilderbuch. Eine Bildmontage mit Noten-Sprechblasen mit dem Saint-Saëns'schen Brüllen. Unter dem Löwenthron ist ein Käfig mit einem Hühnchen. Ein Hinweis auf das nächste Tier im Karneval.


RÜCKBLENDE:
AUSSTELLUNG KARNEVAL DER TIERE
im HAUS DER MUSIK WIEN
27. November 2008 bis 15. März 2009


Alle Objekte, Bilderbuch-Szenerien mit neuen Textseiten, 2 interaktive Terminals. Einer mit einer Hörstation zu den Szenerien des Bilderbuchs, einer mit einer Spiel-Kostprobe.
Ausstellungsrundgang und Fotos vom Aufbau



Rechts: Löwe und Löwin in einer Vitrine im Innenhof des Haus der Musik
Unten: Aus Anlaß der Ausstellung entstand auf Basis des Bilderbuchs eine Kostprobe für die Animation. Daraus ist hier ein Detail zu sehen:

RÜCKBLENDE: ab 3. April 2009

Unten: Die Illustrationen des Bilderbuchs wurden für die Ausstellung ausgedruckt. Hier in passend bemalten Rahmen an der Studiowand.

RÜCKBLENDE LÖWE Drehbuch 4., 5. September 2010 / 28.-30. Juni 2012

Immer wieder gab es Anläufe, Drehbücher zum Karneval der Tiere – auf Basis der Spielideen – auf vorgedruckten Blättern mit den Noten handschriftlich zu entwickeln. Immer stellte es sich als zu schwerfällig heraus, Änderungen konnten kaum gemacht werden und die Zuordnung von Noten und filmischen Ideen war nicht auf einen Blick erkennbar. Nun liebte ich die Flowchart-Software OmniGraffle, mit ihrer Hilfe entstanden Flowcharts für zahlreiche interaktive Projekte, wie auch für dieses. Die neue Idee war nun, diese Software einzusetzen, um elektronische Drehbücher zu entwickeln, wo alle Elemente flexibel zugeordnet werden konnten.

Dieses Drehbuch ist in erweiterter Form Basis für das aktuelle Animationsfilmprojekt.

Unten links: Flowchart für das Löwenspiel, mit der selben Software erstellt, wie das Drehbuch (unten recht). Beispielseite aus dem Löwe-Abschnitt mit dem von Saint-Saëns musikalisch dargestellten Löwenbrüllen.
Unten: Hier das zu einem Leporello zusammenfügte Drehbuch zum Löwen: Die Drehbücher sind zwar in ihrer interaktiven, elektronischen Form in Gebrauch, aber ausgedruckt und als Leporello zusammengefügt bieten sie jeweils einen Überblick über den gesamten Ablauf eines Abschnitts.
RÜCKBLENDE Drehbuch 28.-30. Juni 2012

Nach der Entdeckung, daß – erschwingliche – Bausätze für die Herstellung professioneller Animations-Armaturen auf den Markt gekommen sind, entstehen nicht nur die Figuren für MUSICOSMICA, sondern die kleineren Figuren werden von Anfang an auch für eine mögliche neue Story für einen Karneval der Tiere Animationsfilm gedacht. Siehe auch Eintrag im allgemeinen Online-Tagebuch Seite 12.
Unten: Die Armaturen der Figuren nach dem Aufbau, sie werden gleich gestaltet. Für MUSICOSMICA brauchte ich sie in 2 Maßstäben. Ich machte gleich auch erste Versuche, sie mit dem Löwenthron-Festwagen und der Löwin aufzubauen.
Unten: Die Armaturen der Figuren versuchsweise mit den Karneval-Objekten aufgebaut, um die Maßstäblichkeit zu erforschen. Hier sieht man, daß die Entscheidung, die kleineren Figuren für den Karneval zu verwenden, die richtige war: Die beiden Figuren in der oberen Reihe sind so groß, daß die Tiere eher wie Haustiere oder Spielzeuge erscheinen. In der unteren Reihe die kleinere Figur neben der Löwin und am Löwenwagen.
 
 

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