Mozarts musikalisches Spiel KV 516f

Als interaktiver Terminal NAMADEUS im Haus der Musik Wien
Slideshow: Screenshots der Animation und des Spiels sowie Fotos von der Langen Nacht
der Museen am 1. Oktober 2011, als es der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde,
sowie Buchstaben-Lichtobjekt aus allen Animationsobjekten, ausgestellt im Innenhof
des Haus der Musik als Hinweis auf die neue Installation.


Haus der Musik – Online Fassung zum Nachhören – mit Zugangscode

TRAILER

Wissenschaftliche Konzeption und Texte, technische Entwicklung und Programmierung:
Univ.-Prof. Dr. Christoph Reuter

Künstlerische Gestaltung, Animation und Usability:
Iby-Jolande Varga

Instrumentation und Tonsatz/Harmonisierung:
Dr. Stephen Ferguson

Assistenz und Beta-Testing:
Christoph Hümmer
Wissenschaftliche Beratung:
Dr. Rainer Schwob
Musikdidaktische Beratung:
Music Adventure Factory


www.hdm.at


TRAILER (HD)


„.HINTERGRUND
Kurz gesagt: Mozart komponierte zu den Buchstaben des Alphabets je zwei Takte Musik – samt je zwei weiteren Takten als Alternative. Nach einer vertrackten Spielregel, die in den 1990er-Jahren entschlüsselt wurde, können diese 2takter zu beliebigen Buchstabenfolgen zugeordnet werden.

Eine schöne Zusammenfassung des historischen Hintergrundes und zur Art der interaktiven Umsetzung bietet der
Presseartikel des Medienportals der Universität Wien
Bald folgt auch ein Link zu einem wissenschaftlichen Artikel mit einer vertiefenden Darstellung.

KÜNSTLERISCHE GESTALTUNG
DAS SPIEL | DAS HISTORISCHE SUJET: DER AUTOGRAPH
Die Gestaltung eines historischen Themas ist stets eine Herausforderung: Historisierend zu sein, ohne veraltet zu wirken in einem modernen, interaktiven Umfeld, hier mit konkreter Umsetzung via Touchsceen. Man kann sich vielleicht aus der Welt der musikalischen Interpretation eine begriffliche Anleihe nehmen, mit der Idee der „Werktreue”, übertragen auf die visuelle Ebene. In diesem Fall besonders einfach zu realisieren, da der Autograph dieses musikalischen Spiels KV 516f erhalten geblieben ist und in einem Faksimile zur Verfügung steht. Er diente als Grundlage, um die immer neu sich zusammensetzenden Partituren zu generieren.

Ein Vorgriff in die Moderne mit ihren Asymmetrien und ihrer Dekonstruktion scheint aber im Spiel selbst gegeben zu sein: Vielleicht auch schon durch die Ideen des Rokoko grundgelegt, die das Überraschende, das bewußte Nebeneinander disparater Elemente in der Architektur und in der Gestaltung von Oberflächen, aber auch in der Musik interessierte.

DIE ANIMATION | DAS ZEITLOSE SUJET: DIE BUCHSTABEN
Wird der Touchscreen eine Weile nicht berührt, beginnt eine etwa 2,5-minütige Animation. Sind die Bedienelemente des Spiels der notwendige Griff in die Gegenwart, so wird in der Animation das freie Spiel mit der Zeitlosigkeit des Sujets „Buchstabe” möglich. Gleichzeitig ist die Animation eine Anleitung zum Spiel, die den Vorübergehenden im Museum dazu einlädt, den Bildschirm zu berühren.

Technisch ist die Animation eine mehrschichtige Kombination aus Stop Motion Sequenzen und digitalem Tweening. Basierend auf eigens dafür gebauten 3D-Objekten entstanden kulissenhaft-architektoniische Hintergründe und in durchsichtigen Würfeln hereinschwebende Buchstaben, getaucht in eine nächliche Stimmung; die Berührung des Bildschirms läßt gleichsam das Tageslicht herein.

Der Rückgriff auf reale Objekte für die Animation soll wiederum dem Materialcharakter des Autographen Rechnung tragen, ihm keine kühle computergenerierte Ästhetik entgegensetzen. Seit der Entscheidung, die Partiturelemente auch in die Animation einfließen zu lassen, wurden weitere Gestaltungselemente, die an die Entstehungszeit des Spiels im Rokoko gemahnen sollten, verworfen.

GEDANKENSPIELEREI: DAS GANZE ALPHABET AUS MOZARTS NAMEN?
Daß Mozarts Name schon das A–Z enthält, inspirierte zur Frage, ob sich mit Hilfe seiner vielen Vornamen nicht das gesamte Alphabet darstellen ließe… Die Animation folgt in ihrer gesamten Länge einer kleinen Dramaturgie: Während die Animation den Besucher anleitet, Buchstaben in die virtuelle Tastatur einzugeben, erscheinen alle Namen Mozarts, jeder neu hinzukommende Buchstabe färbt die Buchstaben der Tastatur rot. Doch nur mit Hilfe der Widmungsträgerin Franziska von Jacquin läßt sich das Alphabet vervollständigen…

Eine Dokumentation der Entstehung dieser Animation ist direkt unter
filmkunst ONLINE-PRODUKTIONS-TAGEBUCH, Seite 11
nachzuvollziehen, samt Mozarts sämtlicher Namen und verworfener Gestaltungsideen.

Siehe auch: Das Projekt Partiturfilm


Neuerer Text zur Animation:

„Für die Installation NAMADEUS im Haus der Musik Wien, der elektronischen Umsetzung des musikalischen Spiels KV 516f von Wolfgang Amadeus Mozart, das erst in den 1990er Jahren entdeckt und entschlüsselt wurde, entstand eine Animation, die beginnt, wenn gerade nicht gespielt wird: Mozart hat in einer Laune, vermutlich bei den verspielten Mittwoch-Abenden bei der Familie Jacquin, seiner Lieblingsschülerin Franzisaka für jeden Buchstaben des Alphabets 2 Takte - und 2 alternativen - komponiert, damit im Gegensatz zu musikalischen Würfelspielen ein Spiel mit beinahe unendlichen Kombinationsmöglichkeiten geschaffen.

Über ihre Aufgabe, die vorübergehenden Museumsbesucher dazu einzuladen, den Bildschirm zu berühren und ein wenig Anleitung zu sein, was zu tun ist, geht die 2'46" dauernde und als Loop laufende Animation bei dieser Installation hinaus. Sie ist eine Spielerei mit den Buchstaben von Mozarts Namen: Wenn hier das Alphabet im Blickpunkt steht, so ist das A-Z in MOZART schon einmal ein gutes Vorzeichen, seine vielen Vornamen JOANNES CHRYSOSTOMUS WOLFGANGUS AMADEUS THEOPHILUS GOTTLIEB umfassen bis auf das K, Q, V und X das gesamte Alphabet! Nun könnte man in Mozarts Familie suchen, doch erweist sich die Widmungsträgerin FRANZISKA VON JACQUIN als die passende Ergänzung! So fehlt nur das X – wie das in der Animation nun erscheint, sei hier nicht verraten, es ist jedenfalls nicht Mozarts Sohn Xaver, der hier einspringt.

In der Terminal-Animation schweben die Buchstaben mit eigens dafür gebauten, transparenten Würfeln, die ein wenig an das Zufallsprinzip gemahnen, in stop motion Technik gefilmt, herein. Sie lassen die Buchstaben der virtuellen Tastatur des Terminals nach und nach rot leuchten: Jeder neue Buchstabe, der hier aus den Namen hinzukommt, vervollständigt sie. Zugleich erscheinen die aus dem Original-Autograph von Mozart, dessen feinen Scan wir aus der Bibliothèque Nationale de France erhielten, gewonnenen Partiturpartikel seiner Buchstaben-Takte exakt nach der recht komplizierten Spielregel und bilden die Namen musikalisch ab.”

Iby-Jolande Varga 2012




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